Letter from Gerhard Stamer to Lord Mountbatten, 17 June 1974:
Eure
Exzellenz, hoch
zu verehrender Herr Grossadmiral! Meine
Frau und wir Männer von "U35" gratulieren Ihnen herzlich an
Ihrem 74. Geburtstag und hoffen, dass Sie diesen Tag bei bester
Gesundheit und nicht zu strapaziös verbringen können! Ich
danke Ihnen und Ihrer Königlichen Hohheit der Prinzessin von Hessen und
bei Rheine noch einmal herzlich für die eindruckvolle Teestunde in
„Wolfsgarten“, sie wird mir unvergesslich bleiben. Wie
versprochen habe ich zu Himmelfahrt beim Bootstreffen mit unserem
Kommandanten, Herrn Korv. Kpt. a. D. Werner
Lott
und dem IWO, Herrn
Kptlt. a. D. Heinz Erchen über Ihren Wunsch gesprochen und beide haben
mir zugesagt, ihn in absehbarer Zeit zu erfüllen. Die beiden Hern
hatten damals in London durch Ihre Vermittlung einen Besuch „an
Land” machen dürfen und das war vielleicht besonders reizvoll. Ihr
Partner von englischer Seite war der Kpt. Hellehan (den Namen habe ich
nur im Klang im Ohr und weiss nicht, wie er sich schreibt.) Da es Herrn
Lott leider z. Zt. nicht gesundheitlich so gut geht, bitte ich Sie, sich
auf diesen Beitrag noch etwas zu vertrösten. Auf den 3 beigefügten
Bildern –Reproduktionen aus der Zeitschrift „Die Wehrmacht“ 3.
Jahrgang, No. 22. vom 25.10.1939 sind zu sehen: 1.
"U35" beim Einlaufen in Wilhelmshaven 2.
Herr Kerr. Kpt. Lott
meldet das Bott dem damaligen Kommodore der
U=Bootswaffe, späteren Grossadmiral Dönitz zurück von Feindfahrt 3.
Ein Teil unserer Besatzung hinter dem Turn um mich geschart. Ich
hoffe, dass wir Ihnen mit diesem Beitrag zum Archiv eine kleine Freude
haben machen können. Bitte
grüssen Sie die Herren von „H.M.S. Kingston und Kashmere”, die sich
vielleicht noch an den November 1939 Erinnern. Indem
ich unser aller Wünsche für Ihr persönliches Wohlergeben und das
Ihrer verehrten Familie noch einmal zusammen fasse bleiben meine Frau
und ich Euer
Exzellenz sehr
ergebene Irma und Gerhard Stamer |
Erinnerungen.
Aufgeschrieben
von
Gerhard Stamer,
Korv. Kpt. (Ing) a.D. letzter
Leitender Ingenieur von "U35". 28.11.1939
Morgengrauen: "Feindliche Zerstörer in Sicht! "Alarm",
"Fluten", "Auf 13m gehen". So fing es an. Bei dem
Versuch, die Home Fleet irgendwie zu erfassen, wenn sie auslaufen
sollte, um die Heimkehr unserer Schlachtschiffe "Scharnhorst"
und "Gneisenau" zu stören, waren wir mit "U35" in
die Suchgeräte der drei englischen Zerstörer "Kingston",
"Kashmere" und "Nautilus" gelaufen etwa 60° Nord
und 2° Ost. Die Wasserbombenverfolgung dauerte bis Mittag, die Bomben
trafen nicht direkt, aber durch Undichtigkeiten. Im Boot wurde es immer
schwerer, dieses zu halten, und als bei der letzten Salve die
Tiefenruder in Hart-oben-Lage klemmten, war das Boot nicht mehr mu
halten und durchbrach die Oberfläche. Der Versuch, durch Betätigung
der Schnellentlüftungen das Boot wieder unter Wasser zu zwingen, mißlang,
der Verschluß einer Tauchzelle klemmte.
"Alle
Mann außenbord". Es gelang mir dann später als letztem unter
Deck, die Tauchzelle zu entlüften, und das Boot sackte unter dem
Kommandanten und mir, als ich Wir
trieben dann einige Stunden in unseren Tauchrettern hängend bis die
englischen Zerstörer wieder auf uns zudrehten und Tampen außenbords
warfen, an denen wir an Deck gezogen wurden. Die
Behandlung war großartig, wie Schiffbrüchige wurden wir aufgenommen.
Es war der Zerstörer "H.M.S. Kashmere", der den größeren
Teil der Besatzung mit mir als ältestem Offizier aufnahm, der Rest mit
unserem Kommandanten wurde von "H.M.S. Kingston" aufgenommen.
Alle wurden gerettet, auch unsere beiden Nichtschwimmer. An
Bord erfuhren wir, daß der Chef der Zerstörerdivision Lord Mountbatten
sei, der Vetter des Königs. Auf meine Bitte durften wir mit unseren Männern
sprechen. Com. Lt. Scatchard (den Namen habe ich nur noch phonetisch im
Ohr) trat mir seine Kammer ab. Vor der Übergabe an das Heer in
Birkenhead (?) forderte er mich auf, mich ins Gästebuch einzutragen.
Auf meine Antwort: "There is a war on, you know?" sagte er,
"das tut nichts zur Sache, als erster bat sich in diesem Gästebuch
der Vetter unseres Chefs eingetragen, seine Majestät der König, Sie wären
der zweite", das habe ich mir dann nicht entgehen lassen. Der
Unterschied zur Behandlung an Bord war an Land dann groß. Wir wurden
nach London verfrachtet und im Tower untergebracht. Mit der Behandlung
dort waren wir nicht so sehr zufrieden. Das wurde schlagartig besser
nach einem Besuch, den uns der Sergeant ankündigte: "The cousin of
the King comes!" So
traten Sie, Herr Großadmiral, in unser Verließ im Tower und in unser
Leben. Ich bin dem Schicksal für diese Fügung dankbar. Unsere
Ansichten über den Ausgang den Krieges waren damals natürlich
unterschiedlich. Wir wollten noch gern gewinnen und das möglichst
schnell, Sie waren anderer Nach
Ihrem Besuch änderte sich die Behandlung und wir erfuhren so nach und
nach, wer uns da im Tower eigentlich besucht hatte. Die
Jahre vergingen, im Sommer 1940 wurden wir nach Kanada verlegt. Im
Sommer 1946 kamen wir nach England zurück. U-Boots Kommandanten und
Leitende Ingenieure waren "frozen" und außerdem war mein
"screening" so ausgefallen, daß ich mit "C" von der
Repatriierung ausgenommen war. Da
dachte ich an den Besuch damals im Tower und schrieb an "The
Viceroy of India" die Bitte, "you brought me in, please get me
out". Das konnten Sie natürlich nicht, aber Sie waren so
freundlich, sofort zu antworten, wie es ja noch heute Ihre Art ist.
Diesen Brief nahm ich mit zum nächsten Verhör, das vier Stunden
dauerte und nicht sehr angenehm war, da der es durchführende Lt.
Edelstone hart in Deutschland gelitten hatte. Er nahm aber sofort
Haltung Ich
habe mich bei Ihnen bedankt und wieder haben Sie prompt geantwortet. So
ist es all die Jahre geblieben. Viele
ehemalige Marineoffiziere haben nach dem Kriege Aufnahme in die BP, die
deutsche Tochtergesellschaft der British Petrol gefunden, der ich 1951
beigetreten bin. Sie gab mir die Möglichkeit 1959 England zu besuchen.
Ich meldete mich bei Ihnen und Ihre unvergessene Frau Gemahlin und Sie
haben meine Frau und mich am 13.8.1959 zu sich in Wilton Crescent zum
Lunch eingeladen. Dieser Besuch ist uns beiden unvergesslich. Sie erzählten
uns u.a. im Jahrhundertjahr der Schlacht bei Solferino von Ihrem Herrn
Großvater und das war der Anlaß, daß wir Ihnen in diesem Jahr bei
einem zufälligen Aufenthalt in Solferino schrieben und Sie mich als
weitere Folge zum Tee bei Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessen von
Hessen und bei Rheine am 9.Mai einluden und um diese Niederschrift
baten. Ich
hoffe, daß ich Ihnen eine kleine Freude machen konnte und bitte, sie
als den Ausdruck unseres Dankes für die hochherzige und noble Art zu
betrachten, mit der Sie Ihren ehemaligen Kriegsgefangenen all die Jahre
behandelt haben. |
Anmerkungen: 1)
Es war am 29. November 1939, nicht am 28. November 2) Der englische Offizier hiess Halahan, nicht Hellehan, 3) Die englischen Zerstörer hiessen "Kashmir" und "Icarus", nicht "Kashmere" und "Nautilus" |
Your Excellency, Admiral
of the Fleet, |
REMINISCENCES Written by Engineering Commander Gerhard Stamer, the Last Chief Engineer of U-35 28.11.39. Dawn. "Enemy Destroyers in sight!" "Alarm" "Dive" "Go to 13 metres (42 feet)". That is how it started. During the attempt to attack the Home Fleet somehow, if it should leave harbour to intervene in the return home of our battleships SCHARNHORST and GNEISENAU we were picked up by the sonar sets of three British Destroyers, KINGSTON, KASHMERE and NAUTILUS approximately 60° North 2° East. Depth charge attacks lasted until noon. There were no direct hits but leaks developed which made it increasingly difficult to hold the boat down and when the last salvo jammed the hydroplanes in the "Hard Up" position the boat could no longer be held and the attempt to force the boat back below the surface through quick flooding of the ballast tanks failed as a main vent jammed. "All hands abandon ship". Later as the last person below deck I succeeded in clearing the jam and as I reached the bridge the boat sank beneath the Captain's feet and mine. We drifted for some hours in our life jackets until the British Destroyers turned towards us again and threw ropes to us with which we were landed on board. Our treatment was excellent, just like ship-wrecked people. It was the destroyer H.M.S. KASHMERE who took most of the crew, with me as the Senior Officer; the rest, with our Captain, were picked up by H.M.S.KINGSTON. All were saved including our two non-swimmers. On board we learned that the Chief of their Destroyer Flotilla was Lord Mountbatten, cousin of the King. At my request we were allowed to speak with our men. Lieutenant Commander Scatchard (I only have his name phonetically) gave up his cabin to me. Before we were turned over to the Army in Birkenhead (?) he told me to sign the Visitors' Book. To my reply "There is a war on you know" he said "That has nothing to do with it. The first name in this Visitors' Book is that of our Chief's cousin, His Majesty the King. You are the second". I could never get over this. The difference between our treatment on board and on land we then found great. We were transferred to London and put up at The Tower. We were not very happy with our treatment. That became sensationally better after a visit announced to us by the Sergeant "The Cousin of the King comes!" So you, Sir, Admiral of the Fleet, stepped into our Dungeon in the Tower and into our life. I am grateful to fate for this contingency. Our view about the outcome of the war was at that time naturally difficult. We still wanted to win and that as quickly as possible. You had a different view about the outcome and duration with the indication that finally the U.S.A. would enter the war decisively against us. We both regretted the outbreak of war in general and particularly between our two peoples. You recounted that you knew Germany well and as recently as the summer had spoken with Admiral Albrecht(?). You knew my Silesian homeland with Prince Pless. We should not have attacked Poland. After your visit our treatment changed and we discovered bit by bit who had actually visited us in The Tower. The years passed; in summer 1940 we were transferred to Canada. In summer 1946 we came back to England. The Captains and Chief Engineers of U-Boats were "frozen" and besides, as a result of my "screening" I was taken with "C" out of repatriation. Then I thought of the former visit to The Tower and wrote to "The Viceroy of India" with the request "You brought me in, please get me out". Of course you couldn't but you were friendly enough to answer at once, as is still your custom today. I took this letter with me to the next interrogation, which lasted four hours and was not very pleasant as the interrogator, Lieutenant Edelstone had been severely treated in Germany. But his manner changed as soon as he read your letter and the "frozen in" melted. I wrote to thank you and again you answered promptly. So it has remained all these years. Many former Naval Officers found employment after the war in the B.P., the German subsidiary company of British Petroleum, which I joined in 1951. I reported myself to you and your unforgettable wife, and you invited my wife and me to lunch in Wilton Crescent on 13th August 1959. This visit has remained unforgettable for us both. Among other things you told me in this centenary year of the Battle of Solferino about your grandfather with the result that during this year as we happened to stop at Solferino we wrote to you and as a further result you invited me to tea with Her Royal Highness the Princess of Hesse and the Rhine on 9th May (1974) and requested me to write this report. I hope this will give you some pleasure and request you to accept it as an expression of my thanks for the most hearty and noble way you have all these years treated your former Prisoner-of-War. Gerhard Stamer |
Thank you so much for your letter of the 17th June and the kind
congratulations from your wife and yourself and your former ship's
company on my 74th birthday. It is nice of you to have taken the trouble to write out an account of your action on the 28th November 1939 with the KASHMIR and KINGSTON. I am having this translated into English and placed in my archives where it will be a most valuable addition. Thank you also for the photographs. It was a great pleasure meeting you again at Wolfsgarten and I send you and your wife my very best wishes. PS I gather from your letter and description that your Captain, Lieutenant Commander Werner Lott, was picked up by the KINGSTON. I remember when I visited him in the Tower of London that he told me he had made a note of the name of the Captain of the KINGSTON, Lieutenant Commander Somerville, and had taken the name and address of his mother so that she could be properly looked after when Hitler invaded England and occupied our country. I remember staying some while with Lieutenant Commander Lott to explain how the war was going to follow the same lines as the first world war and that after America came in we should win the war and be should prepare himself for this. I would be grateful if you could get confirmation of this interesting story. I do not think I had a separate conversation with you in the Tower of London, or did I? I might not have done so because you were the Chief Engineer and I was looking for the Captain, but I would like your confirmation. |
Courtesy of the Mountbatten Archives, Hartley Library, University of Southampton. [39]