Vor vierzig Jahren lauerten sie eingepfercht in
einer Stahlröhre … zig Meter unter dem Meeresspiegel, waren Jäger und Gejagte.
Heute treffen sie sich regelmĂ¤ĂŸig zu einem gemĂĽtlichen Plausch und reden ĂĽber
Vergangenheit und Zukunft: die Besatzung eines U-Boots, das im Zweiten
Weltkrieg mehrmals auf Feindfahrt ging, aber schon im Herbst 1939 dem Druck
englischer Wasserbomben nachgeben musste. In diesen Tagen finden sich 16
Mitglieder der ehemaligen Besatzung von U 35 in Neuss ein, um sich wieder
einmal im Wohnort einer der alten Seebären begrĂĽĂŸen zu können. Der hier
ansässige Erich May, früher Funker auf Schiffen über und unter Wasser,
trommelte vom Kommandanten bis zum schlichten Seemann viele zusammen, mit denen
er monatelang im Bauch von U 35 zwischen Sprengstoff und Trockenkartoffeln
lebte.
Doch nicht nur aus ganz Deutschland sind die
Veteranen angereist, sondern auch aus Ăœbersee. Nachdem die Besatzung von
Engländern gefangengenommen worden war, kam sie in kanadische Lager. Während
dieser Zeit lernten einige der Soldaten das Land so sehr schätzen, dass sie
später von Deutschland dorthin auswanderten.
Diese Männer können viel erzählen, spannende, doch
oft auch erschreckende Geschichten aus einer unheilvollen Zeit. Mehr als ein
Jahrzehnt haben sie fĂĽr den Krieg opfern mĂĽssen, allein sieben Jahre verbrachte
die Besatzung von U35 in Kanada. Im Nachhinein betrachtet, war der frĂĽhe
Verlust dieses Bootes jedoch fĂĽr sie alles andere als ein UnglĂĽck, denn im
Laufe des Krieges wurden auch die Auseinandersetzungen zu Wasser Immer härter.
U 35 rettete die Besatzungen der versenkten Schiffe oder verzichtete im Rahmen
des "eingeschränkten" U-Boot-Krieges auf manche Zerstörung. Solche
Rücksichtnahmen erlebte man Jahre später nur noch selten.
nico/ole
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